Im Rahmen seiner Tagung in Münsingen hat der Verkehrsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg neben der neu erbauten Straßenmeisterei des Landkreis Reutlingen und der Baustelle des Bahnhof Merklingen auch die SAB besucht. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), reiste zur Unterzeichnung des Verkehrsvertrages für das "Netz 50" eigens schon früher an, um den Ausschuss nach Sondernach begleiten zu können. Münsingens Bürgermeister Mike Münzing und SAB-Geschäftsführer Bernd-Matthias Weckler wechselten sich am Mikrofon des Sonderwagens für die Ehrengäste ab und erläuterten den hohen Stuttgarter Gästen Landschaft, Eisenbahngeschichte und ihre wechselseitigen Zusammenhänge.
Die 1901 erbaute, 1969 geschlossene und 2008 wiedereröffnete, kleine Bahnstation Sondernach im Schmiechtal erlebte an diesem Tag bei der Ankunft des planmäßigen SAB-Zuges Nr. 6 den wohl höchsten Besuch in ihrer gesamten Geschichte. Entsprechend freudig wurde die Gruppe von Schelklingens Bürgermeister Ulrich Ruckh und der Ortsvorsteherin von Sondernach-Gundershofen, Doris Holzschuh zusammen mit einer Abordnung der örtlichen Bevölkerung in Sondernach erwartet. Bürgermeister Ruckh begrüßte den Minister und die Abgeordneten mit dem Dank der Raumschaft für die bevorstehenden Verkehrsverbesserungen auf der Strecke Münsingen-Ulm und verlieh seiner Freude Ausdruck, dass die Regierung den ländlichen Raum nicht vergessen und die umfangreichen Eigenleistungen und das bürgerschaftliche Engagement der Schmiechtäler dadurch und mit dem heutigen Besuch mit großem Lohn versehen habe.
SAB-Geschäftsführer Bernd-Matthias Weckler stellte den Gästen die durch die Dorfgemeinschaft tatkräftig und liebevoll wieder errichtete Station und die damals tätigen Protagonisten aus dem Dorf vor. Viele von ihnen hatten eigens Urlaub genommen, um diesem denkwürdigen Ereignis beiwohnen zu können. In seiner Rede erinnerte er durch Wort und Bild an den verstorbenen Erich Rothenbacher, den letzten Lammwirt von Sondernach und Rolf Reiff, der wegen Krankheit nicht habe auf den Bahnhof kommen können. Die beiden habe immer ein gesundes Misstrauen verbunden, doch bei der Reaktivierung hätten sie an einem unsichtbaren Strang gezogen. Ohne Rothenbacher und Reiff und die vielen ehrenamtlichen Helfer des Dorfes und des SAB-Vereins wäre es unmöglich gewesen, dieses Vorhaben -unter dessen Realisierung Bähnler und Dorfbewohner zu Freunden geworden seien- zu bewerkstelligen.
Und auch die Kulturgeschichte kam nicht zu kurz. So erfuhren die Gäste, dass Rechtschreibreformen keineswegs eine "Geißel der Neuzeit" seien, als Weckler die Frage nach dem Punkt hinter dem Stationsnamen beantwortete. Bis zur Rechtschreibreform von 1904 wurden im damaligen Kaiserreich alleinstehende Eigennamen nämlich mit einem Punkt am Ende versehen. Anhand der einzigartigen, ganz besonderen Geschichte dieses Haltepunktes sei für ihn aber eine andere Erklärung des "Punktes" hinter dem Ortsnamen auf dem Stationsschild viel einleuchtender : "Sondernach isch oifach "B'sonder-nach" - Punkt.
Wie sich diese Besonderheit Sondernachs auf ganz bodenständige und altüberlieferte Weise kulinarisch zum Ausdruck bringt, zeigten die beiden Landfrauen Bärbel Müller und Uta Dannecker ganz ohne große Worte: Sie hatten im Backhäusle, das direkt neben dem Haltepunkt liegt, frischen Scherrkuchen gebacken, der zusammen mit dem eigenen Most aus den Streuobstwiesen rund um den Ort großen Anklang unter den aus allen Teilen Baden-Württembergs stammenden Landtagsmitgliedern, dem Minister und den Gästen aus dem Verkehrsministerium fand.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, MdL Karl Rombach (CDU) fasste die allseitige Begeisterung der Abgeordneten schließlich in einer vollendeten Lobesrede zusammen und schloss seinen Dank an die Sondernacher mit den Worten "Sie zeigen in einer einzigartigen Art, was wir unserer Heimat zu leisten im Stande sind, wenn man nur zusammenhält und weiß, was man will. Solche Leute wie Sie braucht unser Land - Ein herzliches Vergelt's Gott Ihnen allen!". Das "Segne's Gott!" der Anwesenden folgte auf dem Fuße und nicht ohne Stolz.
Als die Gesellschaft mit dem SAB-Zug Nr. 5 aus dem Ort hinausfuhr, schien es, als stünde in manchen Augen die letzte Strophe aus dem Gedicht des Münsinger Schullehrers Rathmann geschrieben:
Segen über jedes Dach - Heimatdörfchen Sondernach.
Hier geht es zum Bericht des Ehinger Tagblattes von Maria Bloching